KJR-Vorsitzender Jürgen Preisinger übergibt Comicband über jüdische Familie an das Mitglied der Trachtenjugend Franziska Lang
Der Comicband erzählt die Geschichte der jüdischen Familie Jesuran von den 20er-Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs und zeichnet die Stationen der Familiengeschichte von einem bürgerlichen Leben in Nürnberg bis hin zur Flucht der Familie und dem Überleben in einem Versteck in Belgien nach.
Sonja Schmid, Koordinatorin der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Tirschenreuth im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ erläuterte bei der Frühjahrsvollversammlung des KJR in Erbendorf, dass der Comicband als Gemeinschaftsprojekt von Schülern eines P-Seminars am Albrecht-Dürer-Gymnasium in Kooperation mit dem Comiczeichner Alex Mages entstanden ist. Den Ausschlag dazu gab die Begegnung von Jean-François Drožak – dem Initiator des Projekts - mit Alain Jesuran, einem Nachfahren der Familie, in deren ehemaligem Haus Drožak heute lebt.
In naher Zukunft werden immer weniger Zeitzeugen persönlich ihr Schicksal im Holocaust erzählen können. Das Erinnern an diese schreckliche Zeit darf aber nicht verloren gehen. Wie Prof. Dr. Alexander Fried aus Tirschenreuth bei einer Vortragsveranstaltung von Dr. Ludwig Spaenle, dem Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, am 13. Juli 2021 auf Burg Falkenberg anmerkte, könne die heutige Generation nichts dafür, was damals geschah. Jedoch sei sie verantwortlich, dass so etwas wie der Holocaust nie wieder passiere und dass antisemitische Gesinnung nicht wieder die Oberhand gewinnen könne. Dafür sei es besonders wichtig, auch das Leben der jüdischen Bevölkerung im Vorkriegs-Deutschland zu erzählen. Der Comic Jesuran beschreitet somit neue Wege in der Erinnerungskultur.
Die Macher von „Jesuran“ wählten bewusst den Weg, Jugendliche der vierten Nachkriegsgeneration die Geschichte recherchieren und aufarbeiten zu lassen. So sei eine bessere Identifikation mit dem Schicksal der Familie möglich gewesen, als durch eine rein wissenschaftliche Arbeit. Auch wollte Alain Jesuran keine Stolpersteine vor dem Haus. Nicht zuletzt war die persönliche Begegnung der Schüler mit den Nachfahren der Familie Jesuran bei der Übergabe des Büchleins in Brüssel ein bewegender und nachhaltiger Moment. Da die inzwischen französischsprachigen Jesurans den Comic in Deutsch erhielten, entstand die Idee, ihn in weitere Sprachen übersetzen zu lassen.
Im November 2021 werden Übersetzungen in 30 Sprachen und Dialekte vorliegen. Die Dialektübersetzungen sollen deutlich machen, dass die jüdischen Familien nicht nur in Deutschland, sondern auch in der deutschen Sprache bzw. den lokalen Dialekten zu Hause waren. Die Tirschenreuther Version wurde mit Mitteln aus dem Aktions- und Initiativfonds von „Demokratie leben!“ gefördert.
Jürgen Preisinger, 1. Vorsitzender des Kreisjugendrings Tirschenreuth, durfte als einer der ersten beim Besuch von Dr. Spaenle den „Tirschenreuther Jesuran“ in Empfang nehmen. Da das Buch als Wanderbuch konzipiert ist, also nicht im Regal verstauben, sondern von Hand zu Hand gehen soll, übergab Jürgen Preisinger bei der Frühjahrsvollversammlung des KJR am 21.07.2021 in Erbendorf das Buch an Franziska Lang von der Trachtenjugend.
„Es ist eine sehr interessante und bewegende Geschichte, die deutlich aufzeigt, mit welchen Problemen, welchem Hass und welcher Angst jüdische Familien im 2. Weltkrieg in Deutschland konfrontiert waren und leben mussten. Das bringt einen sehr zum Nachdenken“, so Jürgen Preisinger bei der Übergabe.
Franziska Lang wird das Buch mit ins Ferienlager der Trachtenjugend nehmen und sich gemeinsam mit den Teilnehmer/innen mit der Geschichte der Familie Jesuran auseinandersetzen. Danach wird das Büchlein seinen Weg durch den Landkreis fortsetzen.